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Flugangst – muss nicht sein!

(Ein Erfahrungsbericht)

Flugangst – von mehreren Menschen in meinem Umfeld habe ich gehört, dass sie davon betroffen sind. Ich persönlich finde es sehr schade, wenn die Vorfreude auf eine Reise von diesem Lebensgefühl, das von «Beengung, Erregung und Verzweiflung» begleitet werden kann, und «dessen besonderes Kennzeichen die Aufhebung der willensmässigen und verstandesmässigen Steuerung der Persönlichkeit ist» (Dorsch, 1994, S. 35, zit. in Silvia Käppeli, S. 81). So definiert J. Bühlmann dieses Gefühl im Pflegekonzept «Angst». Angst stammt von dem lateinischen Wort «angustus» und bedeutet so viel wie «eng».

Praxisbericht:

Vor zwei Jahren im September sass ich einem Klienten in meiner Praxis gegenüber, ein Herr Ende fünfzig, den ich bereits aus dem privaten Kreis kannte. Er sagte, dass er sich ja auf die Amerikareise mit seiner Familie im Dezember sehr freue, wenn nur die Angst vor dem Flug nicht wäre.

Zu Beginn der Hypnosetherapie liess ich ihn die Symptome seiner Flugangst beschreiben: «ein einengendes Gefühl im Hals- und Brustbereich, so wie eine Last und innere Anspannung» war seine Antwort. Er stufte seine Angst auf einer Skala von 0 – 10 mit 8 ein. Als Ziel der Sitzung stellte er sich ein «gutes und freies Gefühl» während der Reise vor. Als Induktion wählte ich eine visuelle Methode und vertiefte den Trancezustand mit einer somatischen Führung durch den Körper. Als Hintergrundmusik wählte ich «Traumreise» von Martin Buntrock. Der sichere Ort, den der Klient während der Hypnose in sich sah, war eine Landschaft in der Alpenregion und als Wesen neben sich (Geistwesen), sah er seine Frau.

«Zu jederzeit unserer Reise kannst du an diesen für dich sicheren Ort gehen und deine Frau ist immer bei dir», sagte ich mit ruhiger Stimme. Die Gesichtszüge des Klienten waren entspannt und seine Atmung war tief, gleichmässig und ruhig. Ich führte ihn mit meinen Worten eine Treppe mit 10 Stufen hinunter in dem ich von 10 bis 0 zählte, liess ihn einen Flur mit verschiedenfarbigen Türen entlang gehen und vor der Türe stehen bleiben, deren Farbe ihm am besten gefiel. «Dunkelblau» teilte mir der Klient in Trance mit (dunkelblau ist die Farbe des Stirn Chakras, welches das Gehirn und den Kopfbereich mit Energie versorgt) . Ich liess ihn die Türe öffnen und hindurchgehen.

Die «–« in der nachfolgend beschriebenen Intervention symbolisieren meine Sprechpausen:
«Du stehst an einem Seeufer. – Die Sonne schein auf deinen Körper und wärmt dich angenehm. – Eine leichte Windböe streichelt sanft deinen Körper. – Du riechst den Duft von frischem Gras und würzigen Blumen und fühlst dich wohl und entspannt. – Die Wasseroberfläche glitzert in der Sonne. – Du atmest tief ein und aus. –

Von weitem siehst du einen weissen Schwan langsam und majestätisch auf dich zu schwimmen. – Langsam nähert er sich dem Ufer, an dem du stehst. Sein weisses Gefieder wird sanft von der Sonne beschienen. Er hat grosse Flügel und einen grossen Körper. – Der Schwan sieht dich freundlich an. Sein Blick ist warm und mild. – Er senkt langsam den Kopf und streckt dir seinen Hals entgegen, bis sein Schnabel das Ufer erreicht, an dem du stehst. – Nun hast du ein sehnliches Verlangen, zu dem Schwan zu gehen. – Du gehst weiter und weiter, langsam auf den Schwan zu. Deine Schritte sind sicher und leicht. – Und so steigst du über den Kopf, den Hals bis auf den Rücken des Schwanes. – Dort setzt du dich in die weichen Federn des Vogels, die dich sanft, warm und weich umhüllen. -Langsam bewegt sich der Schwan mit Dir vom Ufer weg und du spürst ein angenehmes und entspannendes Schaukeln. – Der Schwan breitet nun seine grossen Flügel aus und hebt sich fast unmerklich in die Luft – nur sanfte Bewegungen sind spürbar.

So schwebt der Schwan über den See – über die schöne Alpenlandschaft, die du eben gesehen hast, und du fühlst ein tiefes entspanntest Gefühl in deinem Brustkorb und Deinem Hals – alles ist gut und leicht. – Der Schwan überquert ein grosses Wasser und lässt dich am Ufer auf der anderen Seite des grossen Wassers wieder an Land. – Nachdem du einige Zeit dort warst, besteigst Du wieder den Schwan, der geduldig auf dich am Ufer gewartet hat. – Zurück geht es über das grosse Wasser, die schöne Alpenlandschaft, bis zu dem See, an dem Du eben gestanden bist. – Der Schwan neigt wieder seinen Kopf und streckt den Hals zum Ufer und du kannst leicht darüber das Ufer erreichen. – Du drehst Dich nochmals zu dem Schwan und blickst in seine sanften Augen. – Er verabschiedet sich von dir und gleitet davon. – Du wendest dich von Ufer ab, wieder der dunkelblauen Türe zu, gehst hindurch…»

Für die Aufwachphase liess ich ihn wieder die Treppenstufen von 0 – 10 hoch gehen, und bei jeder Stufe sich frischer und wacher zu fühlen.
Nach dem der Klient wieder präsent und im Bewusstsein war, liess ich ihn seine Flugangst auf eine Skala von 0 – 10 einschätzen: «0», teilte er mir mit. Auch bei der zweiten Hypnosesitzung Anfang Dezember, die der Festigung des erreichten Zustandes dienen sollte, stufte er seine Angst mit der gewohnten Skala weiterhin mit «0» ein, so führte ich eine Entspannungsübung durch – eine Hypnosetherapie hielt ich nicht für nötig.

Am 8. Dezember flog der Klient mit seiner Familie in die USA und kehrte am 19. Dezember zurück. Flugangst hatte er, werde auf der Hin- noch auf der Rückreise, in keinem Moment und wäre am liebsten gleich wieder irgendwohin geflogen.

Quellen:
– Käppeli, Silvia. (2015). Pflegekonzepte – Band 1. (6. Nachdruck). Bern: Huber
– Prinzing, Barbara. (2017). Hypnoseausbildung. Aarau: Institut für Ganzheitliche Methodik
– Bildnachweis: https://www.google.ch/search?q=im+Flugzeug

Margrit Cofalka Steffisburg, 18.08.2020

 

Bildquelle: Bild von Free-Photos auf Pixabay

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