In jedem von uns gibt es unterschiedliche Kräfte oder Teilpersönlichkeiten. David Precht hat mit seinem Bestseller „Wer bin ich und wenn ja, wie viele“ darauf hingewiesen. Eine dieser Teilpersönlichkeiten ist das Innere Kind in uns. Ist es gesund, fühlen wir in uns eine grosse Neugier, Leichtigkeit und Spielfreude, wir können gut loslassen und uns für Neues begeistern. Ist das Innere Kind in uns jedoch traumatisiert, fehlen uns alle diese Aspekte, und wir fühlen uns mehr und mehr erstarrt und verhaftet.
Im Kontext der Hypnose-Ausbildung bedeutet das Wort Trauma Verletzung. Solche traumatisierenden Verletzungen gibt es auf unterschiedlichen Ebenen, die jedoch miteinander vernetzt sind. Ist der Körper betroffen, spricht man von einem körperlichen Trauma wie zum Beispiel einem Hirn- oder Schleudertrauma. Es kann auch die psychische Ebene betroffen sein, und dann sprechen wir von psychischen Trauma. Eine psychische Verletzung ist die Antwort auf ein überforderndes Geschehen, das nicht verarbeitet werden konnte und unser Leben ständig belastet.
Äussert sich eine psychische Verletzung, so ist es das Innere Kind, das traumatisiert, also verletzt ist. Das erwachsene Ich blickt durch die Augen des verletzten Inneren Kindes und kann die Realität nur noch verzerrt wahrnehmen. Die Folgen sind dann Gefühle des Ausgeliefertseins, der Ohnmacht, der Hilflosigkeit, des Versagens sowie Schuld und Scham. Die Betroffenen versuchen oft, solche Gefühle zu ignorieren, sie zu verbergen, abzuspalten oder so zu tun als sei alles nicht so schlimm. Doch das Unbewusste sorgt dafür, dass das Trauma als Ursache nicht vergessen wird. Man kann es nicht einfach übergehen. Immer, wenn es getriggert wird, kann dies unangemessene Reaktionen hervorrufen in Form von Depressionen, Angstzuständen, Wutanfällen, Eifersucht, starkem Misstrauen, Schlafstörungen, Existenzängsten, Kontrollsucht und vielem mehr. Der Alltag ist dann kaum mehr zu meistern, und auch Beziehungen kranken und brechen oft auseinander. Vermeidungsstrategien werden nun vermehrt an den Tag gelegt, und man versucht nur noch rational „mit Kopf“ zu sein. Jegliche Spontaneität wird vermieden, weil der Lebensspielraum eingeschränkt ist, was schlussendlich die Lebensfreude nimmt.
Nur durch die Zuwendung zum verletzten Inneren Kind ist es möglich, diese Traumen mit ihren Folgen aufzulösen, wodurch eine innere Heilung stattfinden kann. Solange diese innere Heilung nicht stattgefunden hat, wird das Unbewusste keine Ruhe geben.
Unter der inneren Heilung, wie sie der Weg der Hypnose sieht, versteht man einen Prozess, der für die Traumata in der eigenen Seele einen Ausweg sucht.
Für die innere Heilung müssen mehrere verschiedene Teilprozesse stattfinden.
Zunächst muss die Abspaltung als solche erkannt werden. Dies ist im Alleingang ziemlich schwierig, und es bedarf eines vertrauensvollen und kompetenten Vis a Vis, wie es ein guter Hypnosetherapeut prinzipiell sein muss. Dieser hat seinem Klienten durch das Anbieten eines objektiven Spiegels einen klaren Blick für dessen wahrhaftiges selbst Erkennen zu schaffen, was für den Klienten unangenehm sein kann, jedoch eine nötige Grundlage für sein eigentliches Anliegen darstellt.
Danach geht es um ein Verstehen, Akzeptieren und Integrieren der einzelnen abgespaltenen Anteile. Dies ist möglich, wenn beim Klienten das Erkennen dieser stattgefunden hat und seine Bereitschaft zu einem Perspektivenwechsel besteht, der vom Therapeuten in Form von unterschiedlichen Aufstellungsprozessen angeboten wird.
Weiteres geht es auch darum, Ressourcen zu aktivieren – um Stärke und Kraft zu schöpfen, damit die innere Heilung nachhaltig geschehen kann.
Es ist das gesundete Innere Kind, das dem Erwachsenen Ich ermöglicht, die spielerischen Qualitäten des Lebens zurückzugewinnen.