Willenskraft oder Willensstärke ist eine psychische Energie. Synonyme dafür sind charakterliche Merkmale wie Ausdauer (Beharrlichkeit), Zähigkeit, Entschlossenheit, Tatkraft, Robustheit oder Zielstrebigkeit.
Menschen, denen diese charakterlichen Elemente fehlen, tun sich einfach mit ganz Vielem schwerer gegenüber den willensstarken Mitmenschen: Sie schaffen es nicht, den ersten Schritt in eine neue Richtung auf ihrem Lebensweg zu gehen oder einen begonnen Weg diszipliniert zu verfolgen. Alles wird zur täglichen Frage der mentalen Belastbarkeit und somit sehr energieaufwändig.
Dabei kann es sich um verschiedenste Situationen und Aspekte handeln, hier einige Beispiele: die innere und äussere Ordnung aufrecht zu halten, endlich regelmässig Sport zu treiben, die gewünschte Ernährung umzusetzen, alte Freundschaften neu zu beleben, sich einen passenden Partner zu suchen, die Kinder angemessen zu erziehen oder seine Finanzen in Ordnung zu bringen.
Sie verbrauchen schon für das „innere Andenken und Anlauf-Nehmen“ so viel Kraft, dass sie schon vor der eigentlichen Herausforderung stets in die Knie gehen. Frustration, Schuldgefühle und Selbst-Anklage sind die regelmässigen emotionalen Begleiter, die einen negativen Grundzustand zur Folge haben.
Wie können wir einen Menschen stärken und unterstützen, damit er vermehrt in seine Kraft kommt?
Vielleicht könnte man zuerst einmal die Frage umdrehen. Was bedeutet es eigentlich, Willenskraft zu haben? Wenn ich Willenskraft habe:
• unterbreche ich meine ungeliebten und nicht gewollten Muster
• unterbreche ich meine destruktiven Impulse
• beherrsche ich meine Sucht
• tue ich etwas, obwohl es nicht bequem ist
• kann ich Nein sagen
• kann ich über meinen Schatten springen
• akzeptiere ich mich auch mit meinen Schatten, mit meinem Schmerz, mit meinem so Sein, wie ich bin
• tue ich das, was ich tun möchte
Wäre es nicht phantastisch, ein bisschen mehr von dieser Willenskraft zu haben? Eigentlich ist es gar nicht so schwer, denn Willenskraft kann trainiert werden, etwa wie ein beliebiger Muskel auch. Wichtig ist, dass wir uns nicht gleich übernehmen. Fangen wir also klein an, zuerst eine Minute bzw. ein mal dann 3, dann 5, dann 10 mal, und steigern wir unser neues Wunschmuster so lange, bis wir uns wohlfühlen. Ein neues Verhalten kann so intensiviert werden, im zeitlichen Rahmen oder in der Häufigkeit der Anwendung.
Je öfter diese Anwendung gelingt, desto mehr wird dieses Verhalten zu unserer Norm.
Hier nun ein paar Übungen, die Du kontinuierlich steigern kannst:
Starte klein und mit der Übung, die Dir am besten zusagt.
Aber bevor du mit der Übung beginnst, frage dich:
Was wäre, wenn ich 100% Willenskraft hätte? Was würde ich dann als Erstes tun?
Dann entstünde eine beeindruckende Liste all jener Dinge, die wir uns alle schon lange vorgenommen haben, aber aus irgendeinem Grund noch nicht umgesetzt oder erreicht haben. Was hindert uns also, heute noch mit der Challenge zu beginnen? Stellen wir uns doch einmal vor, wie es sich anfühlen würde, einige Ziele endlich erreicht zu haben:
Regelmässig Sport zu treiben oder vernünftig zu essen, allgemein diszipliniert zu sein, Geld zu sparen, das zu tun, was ich mir bis jetzt nicht erlaubt habe, und vieles mehr!
Dieses Wonne-Gefühl, das sich in uns ausbreitet, alleine bei der Vorstellung, erfolgreich zu sein, lässt sich wunderbar ankern, und es kann zum Magneten für viele weitere Erfolge werden. Letzten Endes ist es unsere Entscheidung, uns aus unserer Lethargie herauszubewegen, unsere alten Hüllen abzustreifen und endlich unseren inneren Schweinehund, so treu er uns war, vor die Türe zu setzen:
„Lieber Schweinehund, ich danke Dir für Deine Treue, jedoch benötige ich Dich nicht mehr länger. Lebe wohl, Du darfst jetzt gehen. Ich gebe Dich frei – Es ist vorbei!“
Sylvie Gloor & Barbara Prinzing
Bildquelle: Bild von Moni Mckein auf Pixabay
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