Viele Menschen haben eher Schwierigkeiten, in eine echte tiefe Trance hineinzugleiten. Aber manchmal geschieht es auch, dass Menschen sich in einer so tiefen Trance befinden und keine Anstalten mehr machen aus der Trance herauszukommen. Die üblichen Tricks von energievoller Stimme und leichtem Berühren funktionieren nicht mehr.
Eine Trance lässt sich als ein Zustand ähnlich dem Schlafen beschreiben, der sich wesentlich vom Wachzustand unterscheidet. Die einzelnen Hirnwellen-Frequenzen decken eine beträchtliche Bandbreite ab, so wird es verständlich, dass ein Klient in eine variable Tiefe der Trance abtauchen kann. Das Bild des Tauchers, der sich in die Tiefen des Wassers begibt, kann bei dieser Klärung helfen. Je nach Übungsgrad, ob etwa jemand oft meditiert, Yoga praktiziert oder sich einfach von Natur aus gut einlassen und entspannen kann, ergeben sich unterschiedliche Tiefengrade.
Was aber, wenn der Klient immer tiefer sinkt? Wenn er zu Ende der Sitzung quasi in der Trance festhängt? Wie gehen wir da vor?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, von denen wir nun einige aufzählen möchten.
Man kann die Trance noch um einen Grad vertiefen, um den Klienten dann ruckartig aus der Trance herauszuholen. Es ist ähnlich einer Schaukelbewegung, wo wir nach hinten hinaus Anlauf nehmen und dadurch höher auf die andere Seite kommen. Eine Trance kann man vertiefen indem man weitere Suggestionen der Ruhe und Entspannung einstreut oder mittels eines Tunnels, Treppen, Wolken, Aufzüge, magischer Teppiche, Vögel, Feen usw. Dementsprechend suggeriert man zum Beispiel: „Und wenn du dich nun durch einen tiefen Atemzug mit Hilfe einer Fee in die tiefsten Tiefen einsinken lässt, wirst du im nächsten Atemzug um das Doppelte wieder zurückkommen. Immer weiter mit jedem Atemzug, bis du wieder ganz wach im Hier und Jetzt bist. – Es gibt nichts anders zu tun, als nur jedem Atemzug den Raum zu geben, um wieder ganz im Hier anzukommen.
Eine zweite Möglichkeit ist, dem Klienten zuerst einmal mehr Zeit einzuräumen, in dieser tiefen und entspannten Ruhephase und dabei folgende Suggestionen zu geben: Es ist gut, wie dein Körper genau weiss, was im gut tut. Du hast alle innere Zeit, die du brauchst, um dich ganz zu erholen und/oder Lösungen zu finden. Gleichzeitig spürst du, wie du von alleine in den nächsten Minuten äusserer Zeit wieder zurückkehrst und du gleichzeitig die innere Zeit der Ruhe weiterspüren kannst. Mit einem tiefen Atemzug kommst du jetzt wieder in die Jetztzeit.“ (Zeit geben- innere/ äussere Zeit werden unterschiedlich wahrgenommen)
Ähnlich der zweiten Lösung entsprechend wird der Atem utilisiert und wieder in die Realität zurück eingeladen: „Mit jedem Atemzug kommst du wieder in dein Leben zurück, wo du deine wichtigen Aufgaben zu erledigen hast, wo du nun wieder gebraucht wirst.“ (Gegen die innere Fluchthaltung des Klienten handelnd, an seine Aufgabe erinnernd)
Hilfreich kann auch folgende Suggestion sein, ebenfalls aus dem Repertoire des Verlinkens/ Verknüpfens: „Je mehr Du wieder aus der tiefen Entspannung an die Oberfläche zurückkommst, umso wirksamer sind Deine Lösungen für Dich – jetzt!“ Das Kommando „Jetzt“ unterstützt den Umschalt-Mechanismus im Vegetativum vom Parasympathikus in den Sympathikus. Die Willenskraft übernimmt wieder ihre Steueraufgabe, die organismische Umschaltung wird so eingeleitet. (Aussicht auf Belohnung/ Heilung)
Wenn der Therapeut bewusst die Stille ausdehnt, also länger als im bisherigen Leading-Pacing-Gefüge der Sitzung, entsteht eine Konfusion auf Seiten des Klienten. Er muss sich zwangsläufig orientieren und wird somit automatisch wieder an die Oberfläche zu reisen beginnen. Er wird dies durch eine veränderte körperliche Haltung, seine Mimik und Atmung anzeigen. (Schweigen erzeugt Konfusion)
Eine Hypnosetherapeutin berichtet: Bei mir sind es meistens Kinder, die sehr tief abtauchen. Gerade jene mit ADHS oder Kinder, die es zu Hause sehr schwer haben tauchen sehr tief ab. Wenn ich dann nachspüre, wollen sie nicht zurück, sie tanken die Ruhe, die sie sonst nicht erhalten im Leben. Wenn ich mit dem Pendel nachteste, wie lange sie brauchen, um „aufzutanken“ handelt es sich meist um 45-60 Minuten. Ich merke auch wenn ein Kind nicht will, wenn ich dieses Gefühl habe, bin ich Chancen los… Die heutigen Kiddies sind nicht ohne 😉 und es gibt dann immer so komische “ Zufälle“ dass der Termin kurzfristig abgesagt wurde. Höhere Fügung und der darf ich mich fügen..
Diese Beispiele zeigen auf, dass kein Grund zur Besorgnis oder gar Panik besteht. In der Ruhe liegt letztlich die Professionalität, in der Gelassenheit die Souveränität des Therapeuten.
Sylvie Gloor & Barbara Prinzing
Bildquelle: Khusen Rustamov / Pixabay
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