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Was, wenn das verletzte Kind erwachsen wird?

Heisst verletztes Kind auch verletzter Erwachsener?

Wie ein Kind in die Welt kommt

Mit dem ersten Atemzug und Schrei beginnt das Kind aus der Einheit zu fallen und damit verletzbar zu werden. Tief in seinem Bauch beginnt das irdische Kind sich zu regen. Es beginnt mit den Sinnen zu hören, zu tasten, zu schmecken, zu riechen und zu sehen. Eine Entwicklung vom Bauch Richtung Kopf beginnt.

Der erste Schritt ist das magische Bewusstsein, wo es beginnt, eine unglaubliche Phantasie zu entwickeln. In dieser Zeit spricht es mit Tieren und Pflanzen, mit Autos und Steinen, es gibt keine Kommunikationsgrenzen.

Im nächsten Schritt entwickelt sich das mythische Bewusstsein, wo das Kind der wiederholenden Zeit gewahr wird. Es gibt ein Gestern und ein Morgen, das jedoch noch im zyklischen Bewusstsein ist – bis es sich dann in das mentale Bewusstsein hineinentwickelt. Hier beginnen sich das logische und lineare Denken, das Unterscheidungsvermögen, die Selbst- und Fremdreflexion und die Hypothesenbildung herauszukristallisieren, aber auch die die Vernunft und die Verantwortung. Das Erwachsenen-Ich (im Kopf) ist „geboren“.

Die Phase intensiver Prägung

Besonders in dieser Zeit, von der Geburt bis zur „Geburt des Erwachsenen-Ichs“ werden wir besonders geprägt. Was geschieht da?

Mit unseren Sinnen nehmen wir in jedem Augenblick unseres Daseins unendlich viel wahr. Schon während der Schwangerschaft und bei der Geburt erfahren wir unsere Umwelt und werden von den unterschiedlichsten Umweltfaktoren (Kultur, Klima, Gesellschaft, Religion, Krieg/Frieden etc.) beeinflusst und geprägt. Dies zeichnet den übergeordneten Rahmen, in dem das junge Wesen seine irdische Entwicklungsreise startet.

Wie es zu den Verletzungen kommt

Wie oben schon erwähnt, beginnt das Kind aus der Einheit zu fallen. Bei der Geburt ist es vollkommen abhängig, und die Bedürfnisse können nur von aussen gestillt werden. Solange die Welt und die persönlichen Bedürfnisse des Säuglings übereinstimmen, bleibt das Urvertrauen bestehen. Im Laufe des ersten Lebensjahres wird das Kind erfahren, dass nicht immer jemand zur Verfügung steht und seine Bedürfnisse nicht jederzeit erfüllt werden. In dieser Situation kommt das Kind mit einem neuen Gefühl, dem Miss-trauen in Kontakt. Es lernt die Dualität von Ver-trauen und Miss-trauen kennen und sich darin zurechtzufinden. In den nächsten Schritten entwickeln sich das – ich und du-, und es erkennt, dass es ein eigenes, autonomes Wesen ist. Im ähnlichen Zeitraum erfährt es das Wechselspiel zwischen Festhalten und Loslassen. In den folgenden Jahren wird das Kind Verschiedenes ausprobieren und durch die Reaktionen der Umwelt Erfahrungen sammeln, die wiederum die Persönlichkeit des heranwachsenden Menschen prägen. Aspekte wie Schuldgefühle, Gewissen kommen dazu, und während der Pubertät steht die Frage nach der eigenen Identität im Vordergrund.

Mit dem Erkennen, dass es ein selbständiges Einzelwesen ist, wird das heranwachsende Kind selbstverständlich erfahren, dass es unterschiedliche Persönlichkeiten, Ansichten und Meinungen gibt. Natürlich wird es auch die Schattenseiten des Lebens kennen lernen. Die Welt ist nicht immer fair, die Umgebung nicht immer korrekt, und selbst die geliebten Vorbilder verhalten sich nicht immer erwartungsgemäss.

In diesem Prozess heisst es viele Selbstverständlichkeiten loszulassen, eigene Wahrheiten zu hinterfragen und eventuell neu zu definieren. Solche Erkenntnisse können sehr schmerzhaft und verletzend sein. Nicht jede verletzende Erfahrung wird automatisch eine bleibende „Verletzung“. Wichtige Punkte sind dabei die Gesamtsituation/Voraussetzungen, sozusagen der Nährboden. Weiter spielt es eine Rolle, wie wird damit umgegangen, sind mögliche Bewältigungsstrategien schon vorhanden, kann die Situation eingeordnet, bereinigt und integriert werden. Ich persönlich spreche erst von einer „Verletzung“, wenn die Situation unser Handeln bewusst/unbewusst (Prägung/Verdrängung) beeinflusst oder der Schmerz nach wie vor vorhanden ist.

Die Auswirkung negativer Prägungen

Welche Gesichter haben „Verletzungen“ aus der Kindheit im Alltag eines Erwachsenen?
Immer dann, wenn wir mit einem Erwachsenen nicht erwachsen reden können, sind „Verletzungen“ im Spiel. Das „verletzte innere Kind“ zeigt sich mit unendlich vielen Gesichtern.

Beispiele gibt es viele:

  • Wir möchten gerne, mit unserem Partner ans Meer fahren. Anstatt wie ein Erwachsener es einfach auszusprechen, beginnt man über den letzten Urlaub in den Bergen zu nörgeln und vielleicht beschimpft man den Partner, dass immer er alles entscheidet. Das verletzte innere Kind, kann seinen Wunsch nicht aussprechen oder hat Angst vor einem eventuellen Nein, weil es selbst nicht fähig ist alleine zu entscheiden oder auch alleine in Urlaub zu fahren.
  • Wir sind mit unserer Sexualität nicht zu frieden. Wir gehen fremd und hoffen dort per Zufall, das zu erhalten, was wir zuhause nicht bekommen. Das erwachsene Verhalten wäre, einfach auszusprechen, was man wünscht und auch mit einem Nein umgehen zu können.
  • Wenn ein ernstes Gespräch ansteht oder man die Wahrheit hört, die man nicht hören will – steht man einfach auf und geht. Man möchte sich damit nicht auseinandersetzen. Ein Erwachsener hört zu und reflektiert darüber.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, diesen Geschichten auf die Spur zu kommen.

Wie schon erwähnt, gibt es viele Auslöser für Verletzungen und negative Prägungen. Diese können prägende Erfahrungen wie eine schwierige Geburt, ein liebloses Zuhause, Unfälle aller Art, Gewalt, Naturkatastrophen, Verlusterlebnisse, Krankenhausaufenthalte, Operationen, schwere Krankheiten, aber auch unverarbeitete Alltagserlebnisse sein.

Methoden zum Aufspüren des Traumas

Das Aufsuchen des Ursprungs des Traumas, das die negative Prägung bewirkt hat, kann auf mehrere Weisen erfolgen. Zum Beispiel mit der Time Line Methode, den systemischen Aufstellungen oder dem Symboldrama, den Kernüberzeugungen, der Affektbrücke, dem Tunnel der Zeit.
Da bei all den aufgezählten Möglichkeiten die Arbeit mit dem Unterbewusstsein eine zentrale Funktion einnimmt, handelt es sich immer um hypnotische Prozesse.
Bei einem hypnotischen Prozess richtet sich der Fokus der Aufmerksamkeit nach innen. Dies kann dann zu einem intensiven authentischen Erleben der vorgestellten inneren Bilder führen. Durch Vertiefung und Ausweitung dieses hypnotischen Bewusstseinszustands wird der geschaffene Erlebnisraum mit allen Sinnesmodalitäten erfahren. Farben, Gefühle, Gerüche, Geschmack, Töne und kinästhetische Erlebnisse werden zu einer Form der Wirklichkeit, die – und darin liegt der zentrale Wert der hypnotischen Intervention – in diesem Zustand veränderbar ist.

Susanne Hugentobler & Barbara Prinzing

Bildquelle: Jonny Lindner / Pixabay

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