Ein Gespräch zwischen Urs Malke und Barbara Prinzing
UM: Laut dem Herkunftswörterbuch setzt sich das Wort Eifersucht aus dem indoeuropäischen „ai“ (Feuer), dem althochdeutschen „eiver“ (das Herbe, Bittere, Erbitterung) und dem althochdeutschen „suht“ (Krankheit, Seuche) zusammen.
Nun kenne ich Eifersucht ja selber auch. Sei es im Team, wenn andere gefühlt enger zusammenarbeiten, sei es im Spiel, wenn das Gegenüber eine Glückssträhne hat; nur um zwei Beispiele zu nennen. Was ist bei mir also verbittert, wenn ich unter Eifersucht leide?
BP: Eine sehr spannende Frage auf die es sicher mehrere Antworten gibt.
Das Herbe und Bitter wird laut der chinesischen Medizin dem Element Feuer zugeordnet. Wenn das Feuer im inneren in Harmonie brennt, schenkt es einem das Gefühl der Freude. Wenn nun aus irgendeinem Grund, das Feuer aus der Harmonie fällt, versucht das System wieder die Balance zu kommen. Es sucht nach der Freude. Wenn man nun zu wenig Freude im Leben hat, neidet man die Freude beim anderen und die Eifersucht entsteht.
UM: Danke für diese für mich überraschende Rückmeldung.
Bevor ich auf einen anderen Aspekt übergehe, möchte ich zum Thema Feuer / Freude noch etwas anstossen. Die Freude beim anderen kann ich ja erst dann neiden, wenn ich in einem Spannungsbogen stehe. Zum Beispiel zwischen der Stimme, die mir stetig flüstert, wer ich eigentlich sein möchte und dem, was ich momentan wirklich bin. Dann trägt mich die Eifersucht noch weiter weg von mir. Wenn ich das beschriebene Feuer jedoch nutze, um den Spannungsbogen (langsam) zu schliessen, kann meine Eifersucht heilen. Zum Beispiel mit hypnotischer Ressourcenarbeit.
BP: Die Eifersucht spannt sich im Spannungsbogen auf. Ohne diesen Spannungsbogen kann keine Eifersucht entstehen. Dies läuft aber meist alles unbewusst ab. So zieht der Spannungsbogen vom Unbewussten zum Bewussten. Zum Beispiel: Bewusst sehen, dass andere ein Team bilden und gleichzeitig das schwelende im Unbewussten nicht dazuzugehören.
Man kann die Eifersucht oft auch im Zusammenhang mit mangelndem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu sehen. Manchmal ist das jedoch so komplex, dass man es kaum erkennt.
Wenn man zum Beispiel mit Eifersucht reagiert in einem Team, wenn andere gefühlt enger zusammenarbeiten dann spürt man, dass man hier mit der Angst kämpft, alleine oder ausgeschlossen zu sein. Es kann auch sein, dass man eine Art Entehrung spürt, weil man nicht gut genug ist, um dazu zu gehören. Beim Beispiel im Spiel, wenn das Gegenüber eine Glückssträhne hat, kann es sein, dass man merkt, dass man nicht mehr alles unter Kontrolle hat oder das Besitzstreben (hier nach Glück) oft willkürlich ist.
UM: Gerne möchte ich noch das Thema ansprechen wie man mit der Eifersucht umgehen kann, und zwar einerseits aus der Sicht des Eifersüchtigen und andererseits aus der Sicht der Opfer von Eifersüchtigen.
Dazu möchte ich bei eifersüchtigen Personen gerne zwischen zwei Typen unterscheiden. Derjenige, der sich seiner Eifersucht voll bewusst ist und derjenige, der es – zum Beispiel – mit tiefer Zuneigung oder Liebe verwechselt.
BP: Wenn die Bereitschaft also da ist, und das ist zum Glück bei einer Vielzahl so, geht es zuerst einmal darum zu entdecken, dass Eifersucht ein Gefühl ist, wie jedes andere auch. Wie Wut, Trauer, Gier, Freude etc. Und wie jedes andere Gefühl kommt und geht, kommt und geht auch die Eifersucht. Wenn man lernt, dieses Gefühl mehr und mehr zu beobachten, statt sich von ihm in Besitz nehmen zu lassen, ist ein grosser Schritt getan. Dazu ist aber Ruhe und Stille nötig. Vielleicht zuerst mit Hilfe von eine Therpeuten oder Coach, also geführt. Danach kann diese Übung aber auch gut alleine gemacht werden. Parallel kann man ein Eifersüchtiger mit hypnotischer Ressourcenarbeit unterstützen.
UM: Hypnotische Ressourcenarbeit, wie funktioniert das?
BP: Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass jeder Mensch die Ressourcen zur Bewältigung einer Situation grundsätzlich in sich trägt. Bewusst oder eben auch unbewusst. Im zweiten Fall kann man in der hypnotischen Trance solch unbewussten Ressourcen besser anzapfen als zum Beispiel in einer reinen Gesprächstherapie. In gezielt suggerierten Bildern kann der Betroffene seine eigenen Ressourcen entdecken, um die Eifersucht nach und nach abzulegen. Gleichzeitig kann man durch diese Arbeit auch sein Ich stärken, was ja auch zu einem Abflauen der Eifersucht führt. Eine starke Persönlichkeit, die sich seiner Stärke bewusst ist, ist weniger von Eifersucht betroffen.
UM: Wir hatten noch die Eifersüchtige angesprochen, bei denen die Bereitschaft noch nicht da ist, sich ihre Eifersucht zu stellen.
BP: Hier wird es schwieriger. Die müssen vom Umfeld stets den Spiegel vorgehalten kriegen, und zwar in einem solchen Ausmass, dass der Groschen fallen kann. Denn das Perfide ist ja, dass wenn eine solche Person schlussendlich zum Beispiel verlassen wird, sie die Bestätigung hat, dass da eben doch jemand anderer war und sie recht hatten, misstrauisch zu sein.
Auch beim Bei Betroffenen von Eifersucht müssen wir zuerst erkennen wo dieser Mensch steht. Ist er sich bewusst, dass er nicht ohne Grund mit einem Eifersüchtigen zusammen ist, oder projiziert er einfach den Schuldigen im Aussen?
Im ersten Fall wird er bewusst die Mechanismen verstehen, die sich in einem Eifersüchtigen abspielen. Dies kann sehr gut mit Hilfe der Aufstellungsfiguren mit der Hypnosystemik erarbeitet werden. Durch dieses Verständnis wir bei ihm Geduld und Empathie für die Probleme anderen und sich selber zunehmen. Er wird in sich eine Stärke und Kraft aufzubauen, der Eifersucht entgegenzuhalten. Auch dies kann man mit hypnotischer Ressourcenarbeit unterstützen.
Im zweiten Fall geht es darum die Projektionen wieder zurückzunehmen. Das heisst der Betroffenen muss erkennen, dass wenn er im Aussen auf Eifersüchtige Menschen trifft, die ihm das Leben schwermacht, er in sich selbst dieses Problem trägt. Das Resonanzprinzip sucht nun im Aussen so lange nach Gleichem, das heisst immer wieder werde ich in Situationen mit Eifersüchtigen hineingeführt, bis sich das Problem der Eifersucht in einem selber auflöst. Hier geht es darum, mit dem Klienten zu schauen was er verdrängt. Dies erfordert meistens mehrere Sitzungen mit Hilfe der Time-Line und Rückführung.
Für beide aber, das Opfer und der Täter hilft die Übung der Gelassenheit. Mit der Selbsthypnose kann man zu mehr Gelassenheit finden. Eine Selbsthypnose Anleitung findet ihr hier.
Urs Malke im Gespräch mit Barbara Prinzing
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