Ego State Seminar
„Buddha durchschaute die menschliche Tendenz, sich mit einer begrenzten Wahrnehmung der Existenz zu identifizieren und entdeckte, dass dieser Glaube an ein individuelles kleines Ich oder Selbst eine Grundillusion ist, die Leiden erzeugt und uns von der Freiheit (…) fernhält.“
Zitat aus Jack Kornfield: Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens. S. 242
Was bedeutet es, wenn es kein starres, unveränderliches Selbst gibt? Diese Sicht auf das Selbst kennen wir aus der buddhistischen Philosophie. In der Ego State Therapie arbeiten wir mit einem verwandten Konzept, dass das, was wir als Ich bezeichnen aus verschiedenen Ego States – das sind Ich-Zustände – besteht, die ihre eigene Geschichte haben, viele von ihnen stammen aus der Kindheit, manche sind später entstanden.
Je nach Situation und Rolle sind bestimmte Ego States mehr im Vordergrund als andere. In bestimmten Situationen werden alte Ego States getriggert, die jedoch in einer anforderungsreichen Situation nicht hilfreich sind, „es macht“ etwas mit uns in solchen Momenten. Erst wenn wir diese Ego States und ihre Geschichte kennen, können wir lernen diese zu steuern. So werden Veränderungen möglich. Hilfreich in diesem Prozess ist das achtsame Beobachten. Dies ist bereits der erste Schritt der Veränderung.
Was bedeutet es nun, wenn wir diese Sicht auf das Selbst oder Nicht-Selbst auf Hypno-Coaching und hypnotherapeutische Beratung übertragen?
Die zunächst einmal ungewohnte Perspektive mag allenfalls verunsichern, sie birgt jedoch auch gewisse Freiheitsgrade. Wir sind somit nicht verpflichtet an längst überholten Mustern und Persönlichkeitsanteilen festzuhalten, wenn wir merken, dass diese nicht länger sinnvoll sind und uns helfen uns zu entwickeln und unsere Ziele zu erreichen. Das heisst wir sind frei für Veränderungen! Da Veränderung ein wesentliches Element jedes Coachings oder jeder Beratung ist, liefert uns diese Herangehensweise viel Potenzial um KlientInnen allein schon durch den Perspektivenwechsel durch das achtsame Beobachten in der Hypnosetherapie sich auf Veränderungen einzustellen.
In einem weiteren Schritt geht es dann darum zu Akzeptieren, welche Ich-Zustände da sind. Werden diese erst einmal angenommen, können wir sie auch verändern. Dieser entscheidende Schritt des Akzeptierens fällt oft schwer, deshalb ist hier eine sich selbst gegenüber verständnisvolle und liebevolle Haltung sehr hilfreich. Viele Menschen sind mit sich selbst strenger als anderen gegenüber. Diesem wichtigen Punkt der Beziehung zu sich selbst wird im Seminar Rechnung getragen und hilft zu den entscheidenden verändernden Schritten zu kommen: Transformieren und Loslassen.
In der Regel bedeutet „Loslassen“ in der Ego State Therapie weniger sich auflösen als transformieren. Solange wir uns noch in dem Zustand des „Ich will dieses Verhalten oder diese Eigenschaft von mir loswerden“ befinden, sind wir noch nicht im Zustand des Akzeptierens. Diesen entscheidenden Schritt auszulassen ist nicht möglich und manchmal gilt es erst einmal akzeptieren zu lernen, dass es so ist. Gelingt dies, sind wir frei für Veränderungen. Auch die Phase der Transformation wird in der Ego State Therapie begleitet, häufig ergeben sich dann Veränderungen „wie von selbst“.
Charlotte Lattmann, 16.6.2017
Bildquelle: kalhh / Pixabay
Leave A Comment