Die Untreue ist sicher ein zentraler Faktor, dass eine Partnerschaft aus dem Gleichgewicht kommt oder gar daran zerbricht. So die Erfahrung aus der Praxis und aus dem realen Leben.
Was gibt es den eigentlich so Wichtiges an der Treue – oder was ist die Essenz der Treue, dass sie so viel Einfluss auf eine Beziehung hat?
Schauen wir und doch einmal die Essenz- Qualitäten der Treue an: Sie sind vor allem Verlässlichkeit, Sicherheit, Vertrauen und emotionelle Heimat.
Ein treuer Mensch oder ein sicherer Ort gibt mir somit die Möglichkeit einen tragbaren Grund zu spüren. Hier erst kann ich mich wirklich öffnen, um mir selber und der Welt offen zu begegnen. Und erst in der vollkommenen Offenheit ist das Potential zum authentischen Wachstum gegeben. Es ist wie mit einem Samen. Wenn er keinen tragenden nährenden Boden hat, wird er vielleicht kurz keimen, aber dann zu Grunde gehen.
Ich brauche also eine verlässliche Beziehung oder einen sicheren Ort wo ich mich so zeigen kann, wie ich bin. Hier hat jede Emotion, jeder Gedanke und jede Handlung Platz, ohne verurteilt zu werden. An solch einem Ort oder in solch einer Beziehung wird man verstanden, angenommen, akzeptiert, geliebt und gewollt.
Doch wo gibt es solch einen sicheren Ort – wo gibt es solch eine treue immerwährende Beziehung?
Wohl nur in sich selber!
Sich selber den sichern Ort zu geben und sich selber treu zu sein gegenüber den eigenen Werten.
Doch stossen wir nicht auch hier an Grenzen?
Wenn wir zurückschauen, können wir erkennen, dass sich auch unsere Werte ständig wandeln. Was ich heute noch für gut halte, ist morgen vielleicht schon längst nicht mehr erwünscht. So muss ich, wenn ich mir selber treu sein will, dem gegenüber welchem ich bis jetzt immer treu war, den Rücken zukehren und untreu werden. Es will wohl das Leben im Augenblick gelebt werden und von diesem Augenblick aus neu zu entscheiden wem ich treu sein möchte und wem ich untreu werden.
Die EINE Antwort, die wir uns immer so gerne wünschen, gibt es nicht. Den manchmal ist untreu zu sein die bessere Wahl.
Es erfordert Mut sich einzulassen, seinem Begehren Platz und Ausdruck zu verschaffen. Mut, der vorherrschenden, erlernten Norm entgegen zu treten und sich vom unerlaubten Raum der Schatten hin zum Licht zu bewegen. Mut seinen Partner damit zu konfrontieren, dass die Treue zu seinem Selbst dem Anderen Schmerzen zufügt. Zu überzeugen, dass da ein unerfülltes Sehnen ist, wo sich nicht erklärt, weil es unausweichlich aus der Tiefe ins Bewusstsein drängt.
Entscheiden, wohin das Selbst sich führt, mit all den Konsequenzen daraus zu leben und daran zu wachsen. Den Turm einzureissen und ihn erneut aufzubauen, mit dem Erfahren vom Jetzt und der Unklarheit von Morgen. Mit dem Wissen, das es unausweichlich ist, in der Entscheidung die Treue zu sich selbst zu leben. Ist die Entscheidung dagegen sich selbst treu zu sein, wird die Sehnsucht, das Drängen in den Untergrund des Unbewussten verdrängt und zeigt sich im Bewusstsein in den Zerr-formen des Daseins. Das kann Wut, Verzweiflung, Trauer, Kampf, Krankheit, Schmerz, Unsicherheit oder Angst sein.
Sich selber treu zu sein, ist wohl ein wichtiger Schritt für die Heilung.
Mit Hilfe der Erkenntnistherapie oder Hypnosetherapie ist es möglich, sein Ich-Kraft so zu stärken, dass man sich selbst treu werden kann.
Therese Grossenbacher & Barbara Prinzing
Bild von congerdesign auf Pixabay
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